Arbeitsbericht Nr. 111

Amshoff, Holger: Wertrelevanz des sonstigen Periodenergebnisses

Arbeitsberichte des Institut für Unternehmensführung, Ruhr-Universität Bochum, 111 (2012)

Abstract

Die bestehenden IFRS-Regelungen zur Ergebnisdarstellung sind seit Lan-gem Gegenstand umfangreicher Kritik. Daher hat das IASB im Jahr 2010 nach langen Überlegungen den Standardentwurf ED/2010/5 „Presentation of Items of Other Comprehensive Income – Proposed amendments to IAS 1“ und im Jahr 2011 die Standardänderung „Presentation of Items of Other Comprehensive Income – Amendments to IAS 1“ veröffentlicht.

Im Rahmen der Ergebnisdarstellung nach IAS 1 wird das Periodengesamt-ergebnis als „Bottom-Line“-Größe angesehen. Dieses ist nach Ansicht des IASB die zentrale Ergebnisgröße, da hier alle Eigenkapitalveränderungen enthalten sind, die nicht auf Transaktionen mit Eigenkapitalgebern zurück-zuführen sind. Das Periodengesamtergebnis lässt sich in das klassische Pe-riodenergebnis aus der GuV-Rechnung und das sonstige Periodenergebnis unterteilen.

In der Standardänderung wird nun eine weitere Disaggregationsstufe ver-pflichtend vorgeschrieben. Zukünftig sind diejenigen Bestandteile des sons-tigen Periodenergebnisses, die im Zeitablauf in der GuV-Rechnung erfasst werden oder werden können, getrennt von den Bestandteilen auszuweisen, die nie Bestandteil der GuV-Rechnung werden können. Die Summen dieser beiden Gruppen bilden zwei neue, verpflichtend auszuweisende Zwischen-größen. Auch wenn es sich letztendlich „nur“ um einen anderen Ausweis bereits bekannter Posten und die Implementierung zweier neuer Zwischen-größen handelt, sind durchaus Reaktionen der (potentiellen) Kapitalgeber zu erwarten. Die Praxisrelevanz von Ausweis und Darstellungsform verschie-dener Ergebnisgrößen ist in diversen Studien belegt worden.

Vor diesem Hintergrund wurde eine Wertrelevanzstudie durchgeführt. Zu-nächst wurde untersucht, ob das sonstige Periodenergebnis zusätzlich zum klassischen Periodenergebnis wertrelevante Informationen liefert. Zusätzlich wurde die Annahme, dass das klassische Periodenergebnis die bedeutendere Größe ist, getestet. Hinsichtlich der hinzugetretenen Differenzierung der Komponenten des sonstigen Periodenergebnisses wurde die Wertrelevanz der neuen Zwischengrößen untersucht.

Eine Besonderheit der Analyse ist das qualitativ hochwertige Datenset. Die-ses wurde mit Ausnahme der Aktienkurse händisch aus Geschäftsberichten erhoben. Auf Basis dieser Daten wurden die neuen Zwischengrößen unter Berücksichtigung konzerntheoretischer Besonderheiten und latenter Steuer-effekte berechnet.