Ernst Zander-Preis 2025

Am 8.5.2025 wurde der Ernst Zander-Preis 2025 vergeben. Durch diesen von Herrn Prof. Dr. Ernst Zander vor dreißig Jahren gestifteten Preis werden alljährlich herausragende wissenschaftliche Leistungen (vorrangig Dissertationen) aus allen Fakultäten der Ruhr-Universität, insbesondere aus den Fakultäten für Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft und Ingenieurwissenschaft ausgezeichnet. Die Auswahl der preiswürdigen Arbeiten erfolgt -auf Vorschlag des Instituts für Unternehmensführung (ifu) der Ruhr-Universität Bochum- durch den Vorstand der Alwin Reemtsma-Stiftung, dem u.a. die Kanzlerin der Ruhr-Universität angehört, die auch die diesjährige Preisverleihung vorgenommen hat.

In diesem Jahr wurde der Preis wie bereits mehrfach in den Vorjahren geteilt. Ausgezeichnet wurden Frau Dr. Svenja Marsula (“Performance Feedback in Organizational Contexts: An Examination of Modern Feedback Systems”, Betreuer: Prof. Dr. Thorsten Knauer) und Frau Dr. Alicia Schott („Essays on Transparency and Enforcement“ (Betreuer: Prof. Dr. Martin Nienhaus).

Frau Dr. Svenja Marsula war von 2020 bis 2024 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Controlling der Ruhr-Universität Bochum von Herrn Prof. Dr. Thorsten beschäftigt. Nach ihrer Promotion ist sie an diesem Lehrstuhl als akademische Rätin tätig.

Frau Dr. Alicia Schott war von 2020 bis 2024 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Financial Accounting von Herrn Prof. Dr. Martin Nienhaus (zunächst an der Goethe-Universität Frankfurt, dann an der Ruhr-Universität Bochum) tätig. Nach ihrer Promotion arbeitet sie an diesem Lehrstuhl als Post-Doktorandin.

Schott Zander-Preis 2025

Das Foto zeigt die Kanzlerin der Ruhr-Universität Bochum Frau Dr. Christina Reinhardt (links) und Frau Dr. Svenja Marsula.
© RUB, Marquard

Marsula Zander-Preis 2025

Das Foto zeigt die Kanzlerin der Ruhr-Universität Bochum Frau Dr. Christina Reinhardt (links) und Frau Dr. Alicia Schott.
© RUB, Marquard

Performance Feedback in Organizational Contexts:
An Examination of Modern Feedback Systems

Performance Feedback gilt als wesentliches Element des Performance Managements eines Unternehmens. Es zeigt Diskrepanzen zwischen aktueller und erwünschter Leistung auf und soll zu kontinuierlichem Lernen und einer Leistungssteigerung motivieren, welche wiederum Wettbewerbsvorteile für das Unternehmen bringt. Um diese Lern-, Motivations- und Leistungssteigerungsfunktion zu erfüllen, sollte Feedback die aktuelle Leistung möglichst präzise widerspiegeln. Aufgrund dieser Funktionen kommt Feedback in der Unternehmenspraxis und Wissenschaft eine entscheidende Bedeutung zu. Die fortschreitende Digitalisierung sowie eine sich schnell verändernde Unternehmensumwelt haben den Einsatz digitaler Feedback-Tools weiter vorangetrieben. Insbesondere agile Unternehmen profitieren von sofortigem, digitalem und zeiteffizientem Feedback. Aufgrund der hohen praktischen Relevanz ist Feedback ebenso in der Controlling Forschung ein weit verbreitetes Forschungskonzept. Verschiedene Studien betonen den kontinuierlichen Forschungsbedarf, insbesondere aufgrund komplexer und gegenläufiger Verhaltenseffekte, die Feedback auslöst.

Frau Dr. Svenja Marsula untersucht vor diesem Hintergrund verschiedene Feedbacksysteme sowie daraus resultierende Effekte aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Wirksamkeit dieser Systeme wird durch eine empirische Umfrage sowie vier experimentelle Studien beleuchtet. Die empirische Umfrage, die in deutschen Unternehmen durchgeführt wurde, erfasst zunächst den Status quo der Nutzung unterschiedlicher Feedbacksysteme in der Unternehmenspraxis. Aufbauend darauf beleuchtet die zweite experimentelle Studie die Auswirkungen der Feedbackkultur und der Leistung der Mitarbeitenden auf Umfang und Inhalt des Feedbacks von Führungskräften. Die dritte Studie nimmt die umgekehrte Perspektive ein und untersucht Feedback von Mitarbeitenden an Führungskräfte sowie den Einfluss auf Veränderungen im Führungsverhalten. Abschließend analysieren zwei experimentelle Studien gegenläufige Effekte von Peer-Feedback, wie etwa potenzielle Sabotageaktivitäten unter gleichgestellten Mitarbeitenden.

Die fünf Studien bieten umfassende Einblicke in das Feedbackverhalten von Mitarbeitenden und Führungskräften und leisten somit einen Beitrag zur aktuellen Controlling Forschung. Zudem werden praxisrelevante Erkenntnisse für die effektive Gestaltung und Implementierung von Feedbacksystemen in Unternehmen erlangt. Ein zentrales Ziel sollte darin bestehen, Feedbacksysteme so zu konzipieren, dass sie eine möglichst präzise und realitätsgetreue Leistungsbewertung ermöglichen. Dies ist entscheidend, um Motivation und Leistung zu steigern und damit langfristig die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu fördern.

Essays on Transparency and Enforcement

Seit dem 19. Jahrhundert existiert die Idee, dass die Regulierung von Transparenz die Anreize für Opportunismus bei Unternehmensmanagern begrenzt. Resonanz findet diese Idee bereits 1891 in dem Zitat von Richter Louis Brandeis: „If the broad light of day could be let in upon men’s actions, it would purify them as the sun disinfects”. Doch verdeutlichen betrügerische Handlungen trotz regulierter Transparenz und divergierende Berichterstattung trotz harmonisierter Regeln, dass Tageslicht allein kein erwünschtes Verhalten garantieren kann. Damit regulierte Transparenz nicht bloß ein symbolischer Akt ist, sondern als ein vertrauenswürdiges Konzept wirkt, gewinnen Mechanismen zur Sicherung der Verlässlichkeit von Transparenz zunehmend an Bedeutung. Insbesondere erweist sich das Enforcement von Transparenz als entscheidende Komponente für die Wirksamkeit des Tageslichts.

Die Doktorarbeit von Frau Dr. Alicia Schott analysiert daher Ansätze, um transparente Kapitalmärkte zu gewährleisten. So betrachtet die Arbeit einerseits die Vor- und Nachteile der individuellen Konzepte von Transparenz und Enforcement. Anderseits untersucht die Arbeit auch deren Kombination, um zu verstehen, wie Transparenz und Enforcement miteinander interagieren und ob das Enforcement regulierte Transparenz vorteilhaft komplementiert.

Aufsatz 1 der Doktorarbeit analysiert empirisch, ob tägliche Transparenz zu Aktienrückkäufen Investoren dabei hilft, strategisch motivierte Aktienrückkäufe zu identifizieren, die bspw. darauf abzielen, den Gewinn pro Aktie (EPS) zu steigern. Aufsatz 2 untersucht empirisch den Wechsel von privaten Enforcementkräften zu einem öffentlichen Enforcementsystem in Deutschland und wie sich die Einführung des deutschen zweistufigen Enforcementsystems auf die Rechnungslegung der Unternehmen auswirkt. In Aufsatz 3 erforscht Frau Dr. Schott empirisch, ob der Auswahl- und Untersuchungsprozess der US-amerikanischen Enforcementbehörde (SEC) von Nachsicht geprägt ist, wenn Unternehmen von Naturkatastrophen betroffen sind; und wie sich nachsichtiges Verhalten auf die Unternehmenstransparenz auswirkt. Der letzte Aufsatz 4 wirft normativ die Frage auf, was bei dem deutschen zweistufigen Enforcementsystem aus historischer Perspektive gut und weniger gut gelaufen ist, und vergleicht dieses mit der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde, der SEC.